Ab wann ist man pornosüchtig?

Die Frage, ab wann man pornosüchtig ist, stellen sich viele Betroffene. Denn es gibt darauf keine ganz einfache Antwort. Wir alle sind unterschiedlich und reagieren individuell auf Einflüsse von außen. Manche Menschen scheinen sehr anfällig für extremes Verhalten zu sein, andere hingegen überhaupt nicht.

Es fällt also schwer, eine genaue Antwort darauf zu finden, ab wann Pornosucht vorliegt. Ein guter Startpunkt zu diesem Thema ist, erst einmal zu schauen, welche Entwicklungsstufen durchlaufen werden. Denn niemand wird als Pornosüchtiger geboren. Dafür ist eine wiederholter Konsum von Pornografie im Laufe der Zeit notwendig. Ich unterscheide hier zwischen den Entwicklungsstufen Neugier, Angewohnheit und Sucht. Der Übergang ist nicht immer klar zu erkennen.

Ab wann ist man pornosüchtig?

Entwicklung bis zur Pornosucht

Natürlich ist nicht jeder, der Pornos schaut, auch pornosüchtig. Es würde ja auch niemand behaupten, dass jede Person, die hin und wieder Alkohol trinkt, Alkoholiker ist. Eine Sucht entwickelt sich im Laufe der Zeit und entsteht nicht auf Knopfdruck und über Nacht. Ich würde hier zwischen drei Stufen unterscheiden:

Stufe 1: Neugier

Bei uns allen hat es irgendwann einmal mit reiner Neugier angefangen. Wenn man zum ersten Mal Zeit im Internet verbringt, ist man natürlich neugierig, was sich dort alles finden lässt. Auch wenn Internetpornografie an sich problematisch ist, würde ich es als vollkommen normal bezeichnen, dass man sich irgendwann dafür interessiert.

Als ich mit etwa zehn oder elf Jahren zum ersten Mal im (damals noch sehr langsamen) Internet Bilder oder Videos herunterlud, war ich bestimmt nicht süchtig, Ich wollte einfach nur Nacktbilder und Videos sehen. Es war eine Faszination, weil ich so etwas noch nie gesehen hatte.

Bei vielen geht es über diese Stufe nie hinaus. Es war vielleicht nicht das, was man sich vorgestellt hat. Oder man findet einfach bessere Dinge, um seine Zeit zu verbringen. Bei anderen bricht dieser Prozess an dieser Stelle noch nicht ab.

Stufe 2: Angewohnheit

Wiederholt man eine Sache nach dem ersten Kontakt häufig, entwickelt sich daraus dann oftmals eine Angewohnheit. Das ist zunächst einmal ein ganz neutrales Wort. Zwar redet man von guten und schlechten Angewohnheiten (z.B. Fingernägel kauen), aber sie sind nicht wirklich gefährlich.

Bei einer Angewohnheit halten sich Vorteile und Nachteile in etwa die Waage. Wobei es hier natürlich von Angewohnheit zu Angewohnheit unterschiedlich ist. Manche sind eher positiv, manche eher lästig. Aber man kann sie halbwegs einfach abstellen, wenn man genau darauf achtet.

Der Übergang von einer Angewohnheit zu einer Sucht ist häufig fließend und kaum zu bemerken. Es ist wie mit der Anekdote mit dem Frosch im heißen Wasser. Wirft man ihn in einen Topf mit kochendem Wasser, springt er sofort wieder aus dem Topf. Setzt man ihn in kaltes Wasser und erhitzt dieses langsam aber stetig, bekommt der Frosch das gar nicht mit und bleibt sitzen.

Stufe 3: Sucht

Der Psychologe Thomas Horvath bezeichnet Sucht in seinem Buch Sex, Drugs, Gambling & Chocolate als extreme Version einer Angewohnheit. Dieser Definition stimme ich zu. Während eine schlechte Angewohnheit zwar lästig sein kann, ist sie nicht wirklich gefährlich. Das kann bei einer Sucht ganz anders aussehen. Hier überwiegen insgesamt gesehen die Nachteile ganz klar die Vorteile.

Diese Stufe geht auch mit einer Änderung der Gehirnstruktur einher. Dies habe ich im Artikel Was ist Pornosucht? etwas näher erklärt. Noch ausführlicher beschreibe ich das Thema in meinem Buch Pornosucht Besiegen. Natürlich ist eine Änderung der Gehirnstruktur an sich nichts schlimmes. Unser Gehirn ändert sich ständig, wenn wir neue Erfahrungen machen. Dinge wie Desensitivierung bzw. Toleranz können sich aber sehr negativ auswirken.

Es können bei Pornosucht einige Probleme auftreten, die bei einer reinen und eher harmlosen Gewohnheit eher nicht zu finden sind. Dazu gehören Erektionsstörungen und sonstige sexuelle Probleme, Motivationslosigkeit oder Energielosigkeit.

Aber ab wann ist man pornosüchtig?

Jetzt geht es also an die in der Überschrift gestellte Frage. Ich habe hierzu einen anderen Artikel mit einem Pornosucht-Test geschrieben. Dieser Test enthält acht Fragen, die man sich selbst ehrlich mit Ja oder Nein beantworten kann. Hat man fünf Ja-Antworten oder mehr, ist Pornosucht wahrscheinlich.

Frage 3 in diesem Artikel finde ich besonders wichtig. Wenn man aufhören will, es aber nicht schafft, ist das ein Zeichen für ein Problem. Ein Problem, das über eine reine Gewohnheit oder harmlose Neugier hinausgeht.

Außerdem kann man sich noch weitere Fragen stellen, die noch näher auf Pornokonsum eingehen. Darunter würde ich zählen:

  • Schaue ich heute extremere Videos oder Genres als es früher der Fall war? Fühle ich mich zu immer extremeren Inhalten hingezogen?
  • Fühle ich mich von Inhalten, die ich früher gerne geschaut habe, heute nicht mehr erregt?
  • Habe ich Erektionsprobleme mit einer Partnerin oder bei Masturbation ohne Pornos, aber nicht, wenn ich dabei Pornos schaue?
  • Fühle ich bei kleinsten Triggern das Bedürfnis, im Internet nach Pornos zu suchen?
  • Ziehe ich Pornos anderen Aktivitäten vor, die mir eigentlich auch wichtig sind (z.B. Zeit mit Freunden verbringen)?

All diese Fragen sind Anzeichen für ein problematisches Verhalten, wenn man sie mit Ja beantwortet.

Ist also alles in Butter, wenn ich noch nicht pornosüchtig bin?

Die obigen Fragen sind jetzt beantwortet. Was ist, wenn das eigene Verhalten dann doch nicht so problematisch erscheint? „Ich habe keine Erektionsstörungen, ich fühle mich noch von normalen Inhalten erregt usw., also ist doch alles gut, oder?“ Das wäre eine berechtigte Frage.

Wenn das so ist, sieht es natürlich erst mal gut aus. Trotzdem stellt sich hier die Frage, ob es nicht besser wäre, den Prozess an dieser Stelle aufzuhalten. Wollen Sie warten, bis Sie keine Erektionen mehr bekommen können? Oder bis andere Probleme offensichtlich werden? Die Frage ist, welche Vorteile Internetpornografie überhaupt hat. Meiner Meinung nach keine. Selbst wenn es noch eine normale Angewohnheit ist, kann sich das schnell ändern. Wäre es dann nicht besser, schon heute aufzuhören, wenn es noch relativ einfach ist?

Fazit

Die Frage Ab wann ist man pornosüchtig? ist nicht so einfach zu beantworten und die Antwort ist von Person zu Person unterschiedlich. Es gibt aber einige Hinweise darauf, ab welchem Zeitpunkt das der Fall ist. Hierzu kann der oben verlinkte Pornosucht-Test hilfreich sein.

Aber egal ob es sich um reine Neugier, eine Gewohnheit oder Sucht handelt: Welche Vorteile hat Pornografie? Es kann über kurz oder lang immer eskalieren. Selbst wenn man es jetzt noch nicht sieht. Eine Leben ohne Pornos ist so viel besser als ein Leben mit Pornos.

3 Kommentare zu „Ab wann ist man pornosüchtig?

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