Der Coolidge-Effekt und Internetpornografie

Wer im Internet zum Thema Pornosucht recherchiert, trifft dabei manchmal auf den Begriff „Coolidge-Effekt“. Aber was verbirgt sich dahinter und was hat dieser Effekt mit Pornosucht zu tun? Diese Fragen will ich in diesem Artikel beantworten. Der Name geht zwar zurück auf einen alten Witz, allerdings handelt es sich um einen ernsthaften Effekt. Bei der Entwicklung von Pornosucht spielt er eine wichtige Rolle.

Was ist der Coolidge-Effekt?

Der Coolidge-Effekt wurde erstmals von einem Forscherteam um den US-Forscher James R. Wilson beobachtet. Er setzte eine männliche Ratte in einen Käfig mit einer weiblichen Ratte. Die männliche Ratte paarte sich daraufhin mit der weiblichen Genossin. Sie verlor aber auch relativ schnell das Interesse daran. Ab hier begann Wilson mit dem zweiten Teil des Experiments.

Nun wurde die weibliche Ratte im Käfig nach jedem Paarungsakt ausgetauscht. Die männliche Ratte fand sofort die Kräfte und Motivation zurück und paarte sich auch mit der neuen Partnerin. Dies ging so lange, bis unsere Ratte völlig erschöpft war und bewusstlos wurde. Wer will es ihr verdenken?

Jedes Mal, wenn eine neue potentielle Partnerin in den Käfig gesetzt wurde, bekam die männliche Ratte einen Dopaminschub und gewann die Motivation zurück. Bei den immer gleichen Ratten jedoch fielen die Dopaminschübe immer geringer aus und motivierten kaum noch.

Der Name geht auf einen früheren US-Präsidenten zurück

Der Begriff Coolidge-Effekt geht zurück auf eine Geschichte bzw. einen Witz über den früheren US-Präsidenten Calvin Coolidge. Demnach besuchten der Präsident und seine Frau einer Hühnerfarm und wurden dort getrennt voneinander herumgeführt. Der First Lady fiel dabei ein Hahn auf der sich fast ununterbrochen paarte. Ihre Frage, ob das normal sei, wurde bejaht, worauf sie äußerte, dass man ihrem Mann doch mal davon erzählen sollte. Als der Präsident später diese Stelle erreicht und man ihm von der Aussage seiner Frau berichtete, fragte er, ob es immer die selbe Henne sei. Nein, antwortete man ihm, der Hahn würde sich jedes Mal wieder mit einer neuen Henne paaren. Daraufhin sagte Coolidge: „Erzählen Sie das mal meiner Frau“.

Ob sich diese Geschichte wirklich so zugetragen hat (wohl eher nicht), spielt hier keine große Rolle. Aber Sie beschreibt den Coolidge-Effekt sehr gut. Bisher haben wir zwar nur von Ratten und Hühnern gesprochen, der Coolidge-Effekt findet aber auch beim Menschen statt. Das ist einer der Gründe, warum in einer langfristigen Partnerschaft die Lust auf Sex nach einer Weile abnehmen kann. Allerdings ist es bei uns lange nicht so schlimm wie bei Ratten. Menschen sind u.a. aufgrund einer anderen Gehirnstruktur in der Lage, monogame Beziehungen zu führen.

Was hat das mit Internetpornografie zu tun?

Wie bereits im Artikel Was ist der Unterschied zwischen Internetpornografie und herkömmlicher Pornografie? beschrieben, stellt Internetpornografie einen Extremfall dar. Der Reiz des Neuen wird ständig befriedigt. Videos und Bilder sind in riesigen Mengen 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche verfügbar. Viele Nutzer haben mehrere Tabs im Browser offen und springen immer wieder von Video zu Video. Das ist der Coolidge-Effekt. Um zurück zur Ratten-Analogie zu kommen: Jedes Mal, wenn wir ein neues Video oder Bild öffnen, wird eine neue Ratte in den Käfig gesetzt. Es wird ständig ein neuer Dopaminschub ausgelöst und Dopamin bleibt hoch, so lange man das Ende herauszögern kann (Edging).

Diese Reizüberflutung ist unnatürlich und kommt im realen Leben nicht vor. Sie ist einer der Gründe dafür, warum Internetpornografie abhängig machen kann. Der Neurotransmitter Dopamin spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Suchtproblemen.

4 Kommentare zu „Der Coolidge-Effekt und Internetpornografie

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