„Bin ich pornosüchtig?“ Diese Frage stellen sich einige Menschen (vor allem jüngere Männer), die Probleme mit ihrem Pornokonsum erkennen und sich fragen, ob das alles noch normal ist. Da das Thema Pornosucht in den Medien und auch Fachkreisen noch nicht wirklich ein großes Thema ist, ist es schwierig, Antworten auf diese Frage zu bekommen. Einen Pornosucht-Test in Form eines Bluttests oder etwas ähnlichem beim Arzt gibt es hier natürlich sowieso nicht. Auch ist es nicht einfach, die Frage zu beantworten, ab wann Pornosucht vorliegt. Also eine genaue Abgrenzung zu einer normalen Angewohnheit oder reinem Interesse zu finden.
Daher habe ich mich gefragt, ob es nicht einen einfachen Selbsttest gibt. Dabei bin ich auf den Internet Addiction Test (IAT) von Dr. Kimberly S. Young gestoßen. Dieser Test wird in der wissenschaftlichen Forschung zum Thema Internetsucht verwendet. Pornosucht ist heute mehr oder weniger eine Unterkategorie von Internetsucht, da Pornokonsum vor allem für jüngere Generationen fast ausschließlich im Internet stattfindet. Aus diesem Grund kann man diesen Test relativ einfach auf Pornosucht übertragen.
Den Pornosucht-Test können Sie hier in diesem Artikel durchführen, indem Sie zum Ende des Artikels scrollen oder hier klicken, um direkt dorthin zu gelangen. Vorher wird der Pornosucht-Test noch kurz erklärt.
Hintergrundinformationen über den Pornosucht-Test
Dr. Young war Psychologin und verstarb leider bereits in 2019 viel zu früh im Alter von 53 Jahren. Sie gründete das Center for Internet Addiction (Zentrum für Internetsucht) im Jahre 1995. Dieser Fakt ist an sich schon beeindruckend, da das Internet damals bei weitem noch nicht so verbreitet und technisch weiterentwickelt war. Ich selbst bin mir nicht sicher, ob ich 1995 schon einmal vom Internet gehört hatte. Genutzt hatte ich es damals, im Alter von 8 Jahren, noch nicht. Damals gab es auch noch keine sozialen Medien im heutigen Sinne. Sich zu diesem Zeitpunkt Gedanken zum Thema Internetsucht zu machen, klingt schon fast visionär.
Dr. Young hat im Laufe der Jahre einige Bücher und Artikel zu Internetsucht geschrieben und war eine der führenden Expertinnen zu diesem Thema. Der Internetsucht-Test soll bei der Diagnose helfen und unter anderem die Auswahl der Probanden bei Internetsucht-Studien erleichtern. Der Test erleichtert dadurch die Forschung zu diesem Thema. Die Forschung zu Internetsucht allgemein ist heute deutlich weiter fortgeschritten als die zu Pornosucht im Speziellen.
Der Test besteht nur aus acht Fragen und ist daher sehr einfach und wenig zeitaufwendig. Der Nutzer versucht diese Fragen ehrlich mit Ja oder Nein zu beantworten. Ich habe hier den Original-Test auf Deutsch übersetzt und einige Begriffe zum Thema Internet durch entsprechende Begriffe aus dem Bereich Pornografie ersetzt. Aus dem Internetsucht-Test ist also ein Pornosucht-Test geworden.
Bin ich pornosüchtig?
Zur Beantwortung dieser einen Frage sollten die folgenden acht Fragen beantwortet werden. Die Vorgabe aus dem Original-Test ist, die letzten sechs Monate zu betrachten und zu analysieren. Es geht also nicht darum, was man mal vor zehn Jahren gemacht hat.
- Beschäftigen Sie sich in Gedanken mit Pornografie (denken Sie über früheren Pornokonsum nach oder erwarten Sie die nächste Gelegenheit)?
- Haben Sie das Bedürfnis, Pornografie mit immer mehr Zeitaufwand zu nutzen, um Befriedigung zu erlangen?
- Haben Sie wiederholt erfolglose Versuche unternommen, den Pornokonsum zu kontrollieren, einzuschränken oder zu beenden?
- Fühlen Sie sich unruhig, launisch, deprimiert oder reizbar wenn Sie versuchen, Ihren Pornokonsum einzuschränken oder zu beenden?
- Dauert eine PMO-Sitzung länger als ursprünglich geplant?
- Haben Sie eine wichtige Beziehung, den Arbeitsplatz, Bildungs- oder Karrierechancen aufgrund Ihres Pornokonsums riskiert?
- Haben Sie Familienmitglieder, Therapeuten oder andere Personen angelogen, um das Ausmaß Ihres Pornokonsums zu verbergen?
- Nutzen Sie Pornografie, um vor Problemen zu fliehen oder eine negative Stimmung zu lindern (z.B. Gefühle von Hilflosigkeit, Schuld, Angst, Depression)?
Auswertung des Pornosucht-Tests
Für die Auswertung werden die Ja-Antworten gezählt. Dabei gilt: Bei 5 oder mehr Ja-Antworten kann von Pornosucht oder -abhängigkeit ausgegangen werden. Bei 3 oder 4 Ja-Antworten besteht ein erhöhtes Suchtrisiko. Kommt man nur auf 0 bis 2 mal „Ja“, sollte (noch) kein größeres Problem vorliegen.
Ich persönlich habe mich an meine dunkelsten Zeiten zurückerinnert und die Fragen aus der damaligen Sicht beantwortet. Dabei kam ich auf 7 oder 8 Ja-Antworten. Schwieriger zu beantworten war nur Frage 7, da ich mit niemandem darüber gesprochen und daher auch nicht direkt gelogen habe. Allerdings ist Verheimlichung z.B. im Falle einer Freundin ja auch so etwas wie eine Lüge, weshalb ich die Frage durchaus mit Ja beantworten kann. Wie dem auch sei, bei 7 oder 8 Ja-Antworten liegt definitiv ein ernsthaftes Problem vor. Die Frage „Bin ich pornosüchtig?“ kann ich im Nachhinein also zweifellos mit Ja beantworten.
Zusätzlich kann man zu diesem Thema auch noch einmal den Artikel Was ist Pornosucht? lesen, der weitere Hinweise darauf gibt, wie sich Pornosucht darstellt. Hier noch einmal die dort gestellten drei Fragen, die ebenfalls einen Hinweis auf Suchtverhalten geben können:
- Empfinde ich ein starkes Verlangen nach Pornos, selbst bei kleineren externen Triggern (Werbeanzeige, Frau im Supermarkt, Nacktszene in einem Film,…)? (Sensitivierung)
- Hat sich im Laufe der Zeit mein Pornokonsum so entwickelt, dass ich neue (oft härtere) Inhalte brauche, um erregt zu sein, und/oder verbringe ich mehr und mehr Zeit mit Internetpornos? (Toleranz)
- Wenn ich den Entschluss fasse, keine Pornos mehr zu schauen, habe ich dann Probleme diesen Entschluss umzusetzen und werde rückfällig, obwohl ich mir der negativen Folgen bewusst bin? (Hypofrontality / mangelnde Selbstkontrolle)
Zudem sei darauf hingewiesen, dass Pornosucht nicht über Nacht entsteht. Das Ergebnis für diesen Pornosucht-Test kann sich also im Laufe der Zeit auch ändern. Es gibt hier einige Entwicklungsstufen, die durchlaufen werden. Und selbstverständlich entwickeln manche Menschen niemals Probleme, selbst wenn sie Pornos schauen. Auf diese Fragen bin ich im Artikel Ab wann ist man pornosüchtig? näher eingegangen.