Sind Soziale Medien für Pornosüchtige in Ordnung?

Die Frage in der Überschrift mag vermutlich etwas komisch erscheinen. Denn was ist der Zusammenhang zwischen Pornos und Sozialen Medien? Der Hintergedanke zu diesem Artikel ist folgender: Wenn jemand Pornos aufgibt, versucht er manchmal sich auf andere Art und Weise einen kleinen „Kick“ zu verschaffen. Bei Instagram und ähnlichen Webseiten gibt es zwar keine Pornografie per se, aber doch teilweise ziemlich sexuell explizite Inhalte. Die Frage ist nun, ob es in Ordnung ist, sich solche Inhalte anzuschauen, so lange sie nicht als pornografisch gelten.

„Normale“ Seiten werden häufig als Ersatz für Pornoseiten genutzt

Wer festgestellt hat, dass er ein Problem mit Pornografie hat oder einfach so damit aufhören will, installiert häufig einen Blocker bzw. Filter. Diese Filter verhindern den Zugang zu Pornoseiten, andere Seiten sind aber nach wie vor normal verfügbar. Was nun häufig vorkommt ist, dass der (ehemalige) Pornosüchtige einen „Ersatz“ sucht um trotzdem hin und wieder einen Dopaminschub zu erhalten.

Bei mir selbst war das lange Zeit der Fall. Ich habe mir eingeredet, dass es ja keine Pornografie ist und daher in Ordnung sein muss. Solange leichtbekleidete Instagram- oder TikTok-Models nicht komplett nackt sind und keinen Sex vor der Kamera haben, ist es ja schließlich keine Pornografie. Also kann man sich ruhig stundenlang solche Bilder und Videos anschauen, ohne damit rückfällig zu werden.

Aber ist es wirklich keine Pornografie?

Nach normaler Definition ist es das natürlich nicht. Die Frage ist aber, ob es deshalb für einen (ehemaligen) Pornosüchtigen in Ordnung ist. Hierbei ist wichtig zwischen Leuten, die ein Problem mit Pornos haben, und Leuten bei denen das nicht der Fall ist zu unterscheiden. Man kann sich das gut mit dem Beispiel eines Alkoholikers vor Augen führen. Wenn ein Alkoholiker keine Unmengen an hartem Alkohol konsumiert, dafür aber Light-Bier, ist das dann in Ordnung? Eher nicht, denn es hält die Abhängigkeit an der Oberfläche. Für Nicht-Alkoholiker ist es hingegen kein Problem.

Daher ist fraglich, ob man überhaupt zwischen Pornografie und „unproblematischen Bildern und Videos“ unterscheiden sollte. Ich selbst mache das nicht mehr. Denn das Ziel ist hier das gleiche. Man sucht nach mehr oder weniger sexuell expliziten Inhalten, die man erregend findet, und von denen man sich einen Dopaminschub erhofft.

Das Gehirn kennt keinen Unterschied

Die Frage ist nicht, was man selbst rational (oder irrational) als Pornografie ansieht oder nicht. Die Frage ist, was dabei im Gehirn abläuft. Das Gehirn kennt keinen Unterschied zwischen Pornografie und Instagram-Models. Es will einfach nur den gewohnten Dopaminschub. Und wenn es den bekommt, spielt es keine Rolle, ob Leute auf dem Bildschirm Sex haben oder nicht.

Das Hamsterrad namens Pornosucht wird dadurch am Leben gehalten. Außerdem steigt die Gefahr, wieder vollständig rückfällig zu werden. Der Alkoholiker, der nur ein kleines Bier trinkt, bewegt sich auf sehr dünnem Eis. Das gleiche gilt für den Pornosüchtigen, der nur ein paar unschuldige Bilder von leichtbekleideten Frauen anschauen will (und das dann für Stunden macht). Der Süchtige will immer mehr (Toleranz), aber nie weniger. Die Rechnung „so lange ich auf dieser Seite der roten Linie bleibe, ist es schon in Ordnung“ geht also nicht auf. Das Eis ist dünn und irgendwann wird es einbrechen.

Was tun, wenn man ein Problem mit Ersatz-Seiten hat?

Als Ersatz-Seite würde ich hier alles definieren, was keine wirkliche Pornoseite ist, aber auf gleiche Art und Weise genutzt wird. Dazu gehören vor allem Soziale Medien. Dort teilen Menschen Bilder von sich. Und auf manchen davon sieht man nicht gerade eine Vielzahl an Klamotten. Weiter oben habe ich bereits Internetfilter erwähnt. Einen solchen habe ich mit Pluckeye in diesem Blog bereits näher vorgestellt.

Der Vorteil von Pluckeye ist, dass der Filter sehr flexibel ist. Es wird nicht einfach nur eine vorher festgelegte Anzahl an Pornoseiten blockiert, sondern man kann jede Seite blockieren, die man selbst als gefährlich oder zweifelhaft einstuft. Außerdem kann man auf einer Seite auch Bilder und Videos blockieren, die Seite an sich (also den Text) aber weiterhin zulassen. Das kann dann sinnvoll sein, wenn eine Webseite nützliche Informationen enthält, aber auch problematische Bilder. Ich persönlich nutze z.B. Twitter so. Ich nutze die Seite unter anderem für diesen Blog, aber ich habe Bilder und Videos blockiert. Es gibt dort einfach jede Menge fragwürdiger Inhalte (teilweise sogar echte Pornografie).

Allgemein sollte man sich immer fragen, ob eine Seite wirklich so harmlos ist wie man sich einredet. Wichtiger als der Inhalt ist das Ziel, mit dem man diese Webseite besucht.

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