Im vorherigen Artikel habe ich eine kleine Einführung in das Thema Meditation gegeben. Aber immerhin lautet der Name dieses Blogs „Pornosucht Besiegen“ und nicht irgendetwas mit Meditation. Es muss also einen Zusammenhang zwischen beiden Themen geben. In diesem Artikel will ich daher beschreiben, dass Meditation durchaus ein nützliches Hilfsmittel für Pornosüchtige sein kann. Auch in der Forschung ist das Thema angekommen und Meditation wird längst nicht mehr nur als religiöse/spirituelle Praxis angesehen. Es gibt bereits wissenschaftliche Studien zum Zusammenhang zwischen Meditation und Suchtproblemen.
Meditation stärkt den präfrontalen Cortex
Im Artikel Was ist Pornosucht? haben wir gesehen, dass ein wichtiges Merkmal von Suchtproblemen jeglicher Art „Hypofrontality“ ist. Darunter versteht man eine abnehmende Aktivität bzw. einen geschwächten präfrontalen Cortex. Diese Gehirnregion ist u.a. zur Ausübungen von Selbstkontrolle und Willenskraft wichtig. Bei Hypofrontality ist die Fähigkeit, Selbstkontrolle auszuüben, eingeschränkt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass dieser Begriff mit Suchtproblemen assoziiert ist.
Im Buch The Willpower Instinct von Kelly McGonigal wird der Zusammenhang zwischen dem präfrontalen Cortex und Meditation genauer beleuchtet. Meditation kann diese Gehirnregion stärken und damit Hypofrontality rückgängig machen. Wenn man so will, kann Meditation als Training der Selbstkontrolle angesehen werden. Man versucht sich auf eine Sache zu konzentrieren (z.B. den Atem) und lenkt die Aufmerksamkeit zurück auf diese Sache, wenn man merkt, dass man gerade an etwas anderes denkt. Der präfrontale Cortex ist auch für die Konzentrationsfähigkeit zuständig.
Eine Studie aus dem Jahre 2005 zeigte, dass erfahrene Meditierer über mehr Gehirnmasse unter anderem im präfrontalen Cortex verfügen [1].
Kann Meditation bei Pornosucht helfen?
Dieser Frage wollten auch Forscher aus der polnischen Hauptstadt Warschau im Jahre 2020 nachgehen [2]. Sie bezeichneten die Versuchsgruppe als Personen mit „Compulsive sexual behaviour disorder“. Dieser Begriff ist etwas weitgreifender als Pornosucht. Wir könnten darunter zum Beispiel auch Sexsüchtige einordnen. Aus der Studie wird aber ersichtlich, dass die Forscher darunter Pornografie und Masturbation verstehen.
In der Studie erhielten 13 Männer zwischen 23 und 45 Jahren eine Einführung in Achtsamkeitstraining (vor allem verschiedene Arten von Meditation). Das Resultat war eine deutliche durchschnittliche Reduktion des Pornokonsums (von 200 Minuten pro Woche vorher zu 39 Minuten pro Woche nachher). Außerdem gab es eine Reduktion der depressiven Symptome. Depressionen gehören zu den größten Problemen, mit denen Pornosüchtige zu kämpfen haben.
Eine ähnliche Fallstudie berichtete von positiven Resultate von Meditation bei Sexsucht [3]. Andere vielversprechende Studien gab es bereits bei süchtig machenden Substanzen, Esssucht und Smartphonesucht. Auch hier führten Meditation und Aufmerksamkeitstraining zu einer signifikanten Verbesserung.
Fazit
Auch wenn die Forschung hier noch etwas in den Kindesbeinen steckt, gibt es bereits einige vielversprechende Ansätze. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Meditation und Achtsamkeitstraining wichtige Hilfsmittel im Kampf gegen Suchtprobleme sein können. Nebenbei gibt es jede Menge andere positive Effekt, wie z.B. weniger Depressionen, weniger Stress, besserer Schlaf oder bessere Konzentrationsfähigkeit. All diese Dinge (Depressionen, Stress, Schlafprobleme, mangelnde Konzentration, …) sind bei Pornosüchtigen nicht selten.
Es lohnt sich also eventuell vorhandene Vorurteile über Bord zu werfen und es einfach mal zu versuchen. Dabei kann man einfach mit 5 Minuten pro Tag anfangen, was niemanden überfordern sollte.
Quellen:
[1] Lazar et al. – Meditation experience is associated with increased cortical thickness
[2] Holas, Draps, Kowalewska, Lewczuk, Gola – A pilot study of mindfulness-based relapse prevention for compulsive sexual behaviour disorder
[3] Van Gordon, Shonin, Griffiths – Meditation Awareness Training for the Treatment of Sex Addiction: A Case Study
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