Neue Studie zeigt Zusammenhang zwischen Pornokonsum und „Selbstmord-Verhalten“

Vor einem Monat habe ich hier den Beitrag Gibt es einen Zusammenhang zwischen Pornosucht und Depressionen? geschrieben. Darin kam ich zu dem Schluss, dass beides definitiv zusammenhängt und Pornokonsum Depressionen auslösen kann.

Gestern bin ich auf YourBrainOnPorn (YBOP) auf eine sehr neue Studie gestoßen, die dieses Thema ebenfalls behandelt. Der Artikel auf YBOP kann hier abgerufen werden: Problematic pornography use and suicidal thoughts: Results from cross-sectional and longitudinal analyses.

Die Studie kam zu dem Schluss, dass Pornokonsum mit erhöhten Selbstmord-Gedanken und „suicidal behaviors“ korreliert ist. Da ich keine Zugang zur Volltext-Studie habe, sondern nur zum YBOP-Artikel, kann ich leider nicht sagen, was mit „suicidal behaviors“ (Übersetzung: Selbstmord-Verhalten) gemeint ist. Vielleicht Selbstmord-Versuche oder Planungen in diese Richtung.

Die Forscher kommen zu folgendem Schluss:

There is a growing consensus that problematic pornography use, one of the most commonly reported compulsive sexual behaviors, is related to a number of internalizing psychiatric symptoms (e.g., anxiety, depression). In the present study, we found cross-sectional and longitudinal evidence that problematic pornography use was also related to more frequent suicidal thoughts or a stronger self-reported belief that a person would eventually attempt suicide in the future, even after controlling for the actual frequency of pornography use.

Übersetzung mit deepl:

Es besteht ein wachsender Konsens darüber, dass problematischer Pornokonsum, eines der am häufigsten berichteten zwanghaften Sexualverhaltens, mit einer Reihe von internalisierenden psychiatrischen Symptomen (z. B. Angst, Depression) zusammenhängt. In der vorliegenden Studie fanden wir im Querschnitt und im Längsschnitt Hinweise darauf, dass problematischer Pornokonsum auch mit häufigeren Suizidgedanken oder einer stärkeren selbstberichteten Überzeugung zusammenhängt, dass eine Person in der Zukunft einen Suizidversuch unternehmen würde, selbst nach Kontrolle der tatsächlichen Häufigkeit des Pornokonsums.

Dies dürfte für Betroffene keine großartige Überraschung mehr darstellen. Meine eigenen Erfahrungen habe ich im in der Einleitung verlinkten Artikel geschildert.

Neben mehr oder weniger offensichtlichen Punkten fand ich aber auch den folgenden Punkt sehr interessant und überraschend:

Greater religiousness [and moral disapproval of porn use] was related to less [suicidality].

Also übersetzt:

Größere Religiosität [und moralische Missbilligung des Pornokonsums] war mit geringerer [Suizidalität] verbunden.

Das mag für manche schon überraschend erscheinen. Denn Kritiker der These, dass Pornokonsum Probleme verursachen kann (und auch die Pornoindustrie selbst) behaupten häufig, dass nicht Internetpornografie selbst das Problem ist, sondern einfach nur die Moralvorstellungen der Leute. Es wären diese Vorstellungen und die dadurch entstehenden Schamgefühle, die problematisch wären. Es läuft also mehr oder weniger auf das Argument hinaus, dass die Probleme nur eingebildet seien. Die Probleme würde verschwinden, wenn die Leute nur offener wären und ohne Schamgefühle und Moralvorstellungen ihre Lieblingspornos genießen würden.

Diese Studie fand aber, dass bei ihren Versuchspersonen das Gegenteil der Fall war. Religiöse Menschen und allgemein Menschen, die eher moralische Bedenken haben, was ihren Pornokonsum betrifft, hatten weniger Gedanken an Selbstmord und nicht mehr. Die Behauptung, dass es sich hier ausschließlich um ein moralisches Problem handelt, kann man also ins Reich der Mythen verweisen.

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