Meine Gedanken zur EasyPeasy-Methode

Wer sich mit dem Thema Pornosucht beschäftigt und sich beispielsweise auf Reddit oder sonstigen Internetforen zu diesem Thema herumtreibt, wird vielleicht schon einmal über die EasyPeasy-Methode gestolpert sein.

Hierbei handelt es sich um ein (kostenloses) E-Book, welches hier heruntergeladen werden kann. Neben dem englischen Original wurde das Buch auch in viele weitere Sprachen übersetzt, unter anderem ist es auch auf Deutsch verfügbar. Zudem liegt eine Hörbuch-Version vor, die vom Autor selbst vorgelesen wurde.

Logo der EasyPeasy-Methode

In diesem Buch geht es darum, wie man seine Pornosucht einfach und ohne Willenskraft hinter sich lassen kann. Ich kann nur jedem empfehlen, das Buch EasyPeasy herunterzuladen und sich selbst ein Bild zu machen. Im folgenden versuche ich kurz zusammenzufassen, worum es bei dieser Methode geht und schreibe dann meine eigenen Gedanken zu diesem Thema auf.

Was ist die EasyPeasy-Methode?

Diese Methode hat ihren Ursprung in der Arbeit des Autors Allen Carr. In dieser Originalversion ging es darum, mit dem Rauchen aufzuhören. Carr, der selbst mit dem Rauchen aufgehört hatte, schrieb dazu den Bestseller The Easy Way to Stop Smoking („Der einfache Weg, mit dem Rauchen aufzuhören“). Er half mit seiner Methode unzähligen Menschen, die Glimmstängel ein für alle Mal zur Seite zu legen.

Irgendwann kam dann ein Internetnutzer auf die Idee, diese Easy-Way-Methode auf Pornosucht umzuschreiben. Der Autor der EasyPeasy-Methode nahm diese Version als Vorlage, schrieb sie etwas um und ließ seine eigenen Erfahrungen und Gedanken mit einfließen. Es entstand das Buch, das in der Einleitung verlinkt ist.

Aber worum geht es hier genau und was macht diese Methode so besonders? Darum kümmern wir uns jetzt.

Kleines und großes Monster

In EasyPeasy unterscheidet der Autor zwischen dem kleinen und dem großen Monster („Little Monster and Big Monster“). Solche bildlichen Darstellung können dabei helfen, das Thema besser zu verstehen. Grob gesagt können wir beides wie folgt beschreiben:

Kleines Monster: Dopamin-Entzug. Hiermit ist das Gefühl gemeint, dass ein Pornosüchtiger verspürt, wenn er eine Weile keine Pornos geschaut hat. Der Dopamin-Entzug ist eher ein schwaches Gefühl und bereitet keine körperlichen Schmerzen. Er ist eher vergleichbar mit einem Hungergefühl. Man hat das Gefühl, dass etwas fehlt, was man sonst immer hatte.

Großes Monster: Die Gehirnwäsche. Hiermit sind all die Dinge gemeint, die wir uns selbst erzählen, bevor wir Pornos schauen. Es sind sozusagen Glaubenssätze, die wir im Laufe der Zeit verinnerlicht und die mit PMO zu tun haben. Manche dieser Glaubenssätze werden auch von Medien oder der Pornoindustrie direkt gefördert, wie zum Beispiel, dass Pornos vollkommen normal sind, jeder sie schaut und sie bei allen möglichen Problemen helfen.

Im Buch geht es natürlich noch um einiges mehr. Aber wenn ich den Hauptpunkt der EasyPeasy-Methode kurz zusammenfassen müsste, wäre es folgender: Das kleine Monster ist nicht besonders schwer zu besiegen. Ziel ist es, die Gehirnwäsche zu durchblicken und abzustellen. Wenn der Pornosüchtige die eigene Gehirnwäsche durchschaut und die bisherigen Lügen nicht mehr glaubt, ist es ziemlich einfach, PMO aufzugeben. Der frühere Pornosüchtige hat dann einfach kein Bedürfnis mehr danach.

Was bedeutet hier Gehirnwäsche?

Die Gehirnwäsche (großes Monster) ist wie gesagt das, was sich ein Pornosüchtiger selbst erzählt, bevor er den Laptop aufklappt oder das Smartphone herausholt, um Pornos zu schauen. Oft sind diese Erzählungen so in Fleisch und Blut übergegangen, dass wir sie kaum noch oder gar nicht mehr hinterfragen. Auf manche dieser Mythen ist Matt Fradd in seinem Buch The Porn Myth eingegangen.

Woraus diese Gehirnwäsche besteht, ist von Person zu Person unterschiedlich. Es gibt aber Glaubenssätze, die viele PMO-Nutzer verinnerlicht haben und die sich immer wieder wiederholen. Hier ein paar häufige Beispiele, die auch ich selbst mir früher immer wieder erzählt habe:

  • PMO hilft gegen Stress und ich fühle mich danach besser.
  • Nur fünf Minuten kurz schauen, was es Neues gibt. Danach höre ich sofort wieder auf.
  • Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören. Ich höre auf, wenn ich weniger Probleme im Leben habe.
  • Ich habe eh keine Freundin/Frau. Daher ist es egal, wenn ich Erektionsstörungen mit echten Frauen habe (PIED).
  • Ich brauche einfach einen Orgasmus. Es ist normal, jeder macht es.
  • Was ist, wenn ich etwas verpasse? Wenn es neue Videos oder Bilder meiner Lieblingsdarstellerin gibt (Fear of Missing Out)?

Vielleicht wird der ein oder andere Leser einige der obigen Beispiele wiedererkennen. Sie dienen oftmals als Rechtfertigung für die nächste PMO-Session.

Nachdem das große Monster besiegt wurde, ist es einfach

Es gilt jetzt also, die eigene Gehirnwäsche zu identifizieren und zu durchschauen, warum diese Rechtfertigungen nicht der Wahrheit entsprechen. Ist die Gehirnwäsche beseitigt und hat man die Lügen durchschaut, gibt es bei EasyPeasy nur noch zwei Schritte:

1) Treffe die Entscheidung, dass du nie wieder Pornos schauen wirst.

2) Blase kein Trübsal. Freue dich!

Diese zwei Schritte für sich genommen klingen natürlich erst einmal sehr vereinfacht. Viele Pornonutzer haben sich schon mehrfach geschworen, nie wieder Pornos zu schauen, nur um ein paar Tage, Wochen oder Monate später die nächste PMO-Session folgen zu lassen. Laut des Autors von EasyPeasy liegt das daran, dass diese 1) die Willpower-Methode benutzen und 2) die Gehirnwäsche weiterhin vorhanden ist.

Bei der EasyPeasy-Methode geht es darum, das Verlangen nach Internetpornografie im Keim zu ersticken, indem man die Gehirnwäsche vorher beseitigt.

Nehmen wir ein paar der Beispiele von oben und versuchen uns klarzumachen, warum es sich um Gehirnwäsche handelt:

PMO hilft gegen Stress und ich fühle mich danach besser“

PMO ist die Ursache des Stresses. Unmittelbar danach fühle ich mich in der Tat besser, aber ab dem nächsten Tag bin ich wieder dort, wo ich vorher war. Es wird sogar kontinuierlich immer schlimmer. Pornos sind das Problem, nicht die Lösung.

Pornos zu schauen um den Stress zu lindern, den all die vorherigen PMO-Sessions erst erzeugt haben, ist so, als würde man viel zu kleine Schuhe tragen, nur für das gute Gefühl, wenn man sie wieder auszieht.

Nur fünf Minuten kurz schauen, was es Neues gibt. Danach höre ich sofort wieder auf.“

Es sind nie fünf Minuten, es wird immer eine lange Session daraus. Alles ist damals mit fünf Minuten gestartet und es ist eine Kette, bei der jede Session das Verlangen nach der nächsten Session erzeugt. Um diese Kette zu durchbrechen und sie nicht zu einer unendlichen Kette werden zu lassen, gibt es keine fünf Minuten.

Es gibt keinen Grund, warum diese fünf Minuten anders sein sollten als die tausenden vorhergehenden fünf Minuten. Es ist eine Illusion, dass die nächste Session besonders sein wird und anders als die anderen. Jede Session ist gleich.

Ich brauche einfach einen Orgasmus“

Das ergibt keinen Sinn. Niemand braucht Pornos, um einen Orgasmus zu bekommen. Menschen hatten Orgasmen, lange bevor Internetpornos existierten. Abgesehen davon gibt es keinen Grund, warum jemand unbedingt einen Orgasmus brauchen sollte.

Wenn ich Pornos wegen des Orgasmus schauen würde, würde ich ein Bild oder Video anschauen und es hinter mich bringen. Das ist aber nicht mal ansatzweise das, was passiert. Ich schaue Pornos für mehrere Stunden bevor es wirklich zum Orgasmus kommt. Ich versuche den Orgasmus so lange wie möglich hinauszuzögern.

Das sind natürlich nur Beispiele und sowohl die Gehirnwäsche als auch die Antworten darauf können von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich sein. Wer EasyPeasy liest und sich mit der Methode beschäftigt, sollte sich mit der eigenen Gehirnwäsche befassen und sich Gedanken darüber machen, ob es sich dabei wirklich um die Wahrheit handelt. Im Buch gibt es weitere Beispiele für die Gehirnwäsche. Erst wenn das große Monster erlegt ist, wird es einfach, mit PMO aufzuhören.

Weitere gute Gedanken in EasyPeasy

  • Der Autor geht ausführlich darauf ein, warum die Willenskraft-Methode sehr selten funktioniert. Das ist auch meine Erfahrung. Es geht hier nicht nur darum, dass Willenskraft eine begrenzte Ressource ist, wie unter anderem im Buch The Willpower Instinct von Kelly McGonigal erläutert wird. EasyPeasy geht noch einen Schritt weiter und erklärt, warum der Fokus auf Willenskraft es sogar schwerer macht, da es dem Nutzer das Gefühl gibt, auf etwas zu verzichten, was eigentlich wertvoll ist.
  • Die Anekdoten und bildlichen Erklärungen im Buch sind sehr kreativ und augenöffnend. Beispielsweise gibt es die Anekdote einer Salbe, die einen Ausschlag (vermeintlich) verbessert, diesen aber eigentlich noch schlimmer macht. Dadurch entsteht eine Abhängigkeit von der Salbe und ein Teufelskreislauf. Mit PMO ist es genauso. Eine PMO-Session ist (vermeintlich) hilfreich bei Stress. Allerdings ist sie in Wahrheit die Ursache für das gestresste Gefühl.
  • Das Buch beschreibt gut, warum es PMO-Nutzern nicht hilft, die negativen Konsequenzen von PMO als Motivation zu nehmen. Es ist wichtig, dass die negativen Konsequenzen wie PIED, Motivationslosigkeit oder Depressionen bekannt sind. Allerdings helfen sie dem Nutzer nicht direkt, da sie noch ein stärkeres Stressgefühl verursachen.
  • Es wird gut erklärt, dass man falsche Anreize vermeiden sollte. Ein Beispiel wäre „Wenn ich erst mal X Wochen pornofrei bin, werde ich beliebt bei Frauen sein und endlich eine Freundin finden“. Es kann gut sein, dass das wirklich passiert. Aber was ist, wenn es nicht (sofort) eintritt? Das erzeugt das Gefühl, dass es keinen Sinn hat, Pornos aufzugeben und dass Pornos einen Wert an sich haben.

Kleine Kritikpunkte an der EasyPeasy-Methode

Ich denke man hat bisher herausgelesen, dass mir EasyPeasy gut gefällt und ich die Methode nur weiterempfehlen kann. Die folgenden Punkte sind kleine Kritikpunkte. Diese sind aber wirklich klein und spielen bei der positiven Bewertung nicht wirklich ein Rolle.

  • Ich denke, dass der Autor das „kleine Monster“ (Dopamin-Entzug) etwas unterschätzt. Ich stimme mit ihm überein, dass es kein Grund zur Sorge ist, aber ich denke, dass manch starke PMO-Nutzer es etwas stärker verspüren und auch länger als die im Buch häufig genannten drei Wochen. Allerdings geht der Autor selbst darauf ein und hat hinten im Buch den Text eines anderen Users zum Thema AVRT mit aufgenommen. AVRT beschäftigt sich mit dem Problem des kleinen Monsters.
  • Der Autor beschreibt in EasyPeasy die „letzte Session“. Das heißt, nachdem die Gehirnwäsche enttarnt und überwunden wurde, geht man für ein letztes Mal auf die Lieblings-Pornoseiten und nimmt diese letzte PMO-Session bewusst war. Man nimmt wahr, dass Pornos an sich keinen Wert haben und jede Session eigentlich so ist wie alle anderen auch. Ich will nicht ausschließen, dass eine solche letzte Session als Ritual für manche PMO-Nutzer ein starkes Gefühl sein kann und sie dabei hilft, die Tür endgültig zu schließen. Ich denke aber nicht, dass eine solche letzte Session notwendig ist, nachdem das große Monster besiegt wurde.
  • Der Autor schreibt zu Beginn, dass er dazu rät, mit PMO ganz normal weiterzumachen, während man das Buch noch liest. Er hält es sogar für potenziell schädlich, bereits während des Lesens aufzuhören. Während ich es ebenfalls nicht für schlimm halte, normal weiterzumachen, bevor man die Punkte des Buchs wirklich verstanden hat (so dass es nicht noch in die Willenskraft-Methode ausartet), war mir nicht wirklich klar, warum es schädlich sein soll, schon währenddessen aufzuhören.

Das sind aber wie gesagt kleinere Punkte und sie haben meine Meinung zu EasyPeasy nicht ins Negative umgekehrt.

Fazit

Ich kann nur jedem Leser, der mit PMO aufhören will, die EasyPeasy-Methode empfehlen. Das Buch ist kostenlos und nicht übermäßig lang. Der Autor selbst beschreibt es als Pascalsche Wette (Pascal’s wager). Im schlimmsten Falle macht man nach dem Lesen genauso weiter wie vorher. Das Buch herunterzuladen, zu lesen und die Gehirnwäsche zu durchbrechen hat also keinerlei Nachteile und stattdessen das Potenzial für große Vorteile (indem man nie wieder Pornos schaut und sich dabei noch gut fühlt).

Dieser Einschätzung schließe ich mich ausdrücklich an. EasyPeasy ist eine bessere Alternative zur Willpower-Methode oder zu Tageszielen wie Nur 90 Tage schaffen, dann bin ich über den Berg.

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