Matt Fradd ist vielleicht so manchem Leser bereits bekannt durch seinen (ehemaligen) Podcast Love People, Use Things [1]. Bereits davor schrieb er das Buch The Porn Myth – Exposing the Reality Behind the Fantasy of Pornography*.
Der Autor ist zwar selbst sehr religiös, das Buch selbst ist aber ziemlich unreligiös. Er bezieht sich auf wissenschaftliche Untersuchungen und Erfahrungsberichte und nicht auf Bibelverse.
Auch wenn The Porn Myth sowohl Beschreibungen zu Pornosucht allgemein und der Neurowissenschaft dahinter als auch zu Tipps, wie man die Pornosucht aufgeben kann enthält, geht das Buch doch eher einen anderen Weg als viele andere Bücher zu diesem Thema.
The Porn Myth beschreibt Mythen zum Thema Pornografie
Matt Fradd konzentriert sich, was beim Titel des Buches wenig erstaunlich ist, auf die Mythen, die sich rund um das Thema Pornografie drehen. Wir alle kennen viele dieser Mythen, Unwahrheiten und Halbwahrheiten. Es ist nicht nur die Pornoindustrie selbst, die ihre Produkte damit verharmlosen will. Auch Pornonutzer und -süchtige erzählen sich selbst so manche Geschichte, um den eigenen Konsum zu rechtfertigen. Das geschieht oft direkt vor einem Rückfall. Nachher ist der Kopf in der Regel wieder klarer und man fragt sich, warum man auch diesmal wieder auf die alten Geschichten hereingefallen ist.
Zu den Mythen, die Fradd in diesem Buch behandelt, gehören unter anderem
- Ich bezahle nicht für Pornos, also trage ich nicht zum Profit der Pornoindustrie bei
- Nicht (zu Pornos) zu masturbieren ist ungesund
- Pornos senken die Wahrscheinlichkeit für Vergewaltigungen
- Pornos sollten genutzt werden, um die Intimität zwischen Mann und Frau und deren Sexleben zu verbessern
Insgesamt gibt es 24 solcher Mythen, die in The Porn Myth behandelt werden. Zuerst wird erklärt, welche Logik dahinter steckt, da ja manche der Behauptungen auf der ersten Blick durchaus Sinn ergeben. Dann erklärt Matt, warum es nicht so einfach ist und es immer auch eine andere Seite gibt. Dies behauptet er nicht einfach so, sondern unterlegt seine Argumentation immer mit Quellen.
Es gibt immer auch eine andere Sicht auf die Dinge
Nehmen wir beispielsweise mal den ersten Punkt. Im Internet gibt es heute Millionen von Seiten mit kostenloser Pornografie. Auch ich selbst habe mir früher diese Geschichte erzählt, dass ich nicht zum Profit der Industrie beitrage, da ich nie etwas bezahlt habe (außer natürlich mit der eigenen Gesundheit).
Aber trotzdem ist die Pornoindustrie milliardenschwer und die großen Unternehmen werfen große Profite ab. Wie kann das sein? Die Industrie hat sich schon lange an die kostenlosen Videos angepasst und ihre Strategie geändert. Zum einen werden beispielsweise komplette Videos hinter einer Bezahlschranke versteckt und man kann nur Auszüge kostenlos ansehen. Zum anderen laufen diese Seiten vor Werbung nur so über. Diese befindet sich oft am Anfang eines Videos, so dass man die Werbung abwarten muss. Bei Milliarden von Klicks pro Jahr ist das ein sehr profitables Geschäft für die Webseiten.
Für Manche mögen viele dieser Mythen nichts neues sein. Wer sich aber selbst noch immer diese Geschichten erzählt, um den eigenen Pornokonsum sich selbst gegenüber zu rechtfertigen, wird mit diesem Buch vielleicht ein Hilfsmittel finden, um diese Geschichten ein für alle mal aus dem eigenen Kopf zu verbannen.
Anmerkungen:
[1] Dieser Podcast wurde zwar bereits vor Jahren eingestellt, die alten Episoden sind aber immer noch empfehlenswert. In späteren Episoden kam zu Matt Fradd noch der ebenfalls bekannte Noah Church hinzu. Beide wechselten sich mit Episoden ab. Der Podcast veranschaulicht auch, wie ein Atheist (Noah) und ein Christ (Matt) das Thema Pornosucht sehen, und doch einiges gemeinsam haben.
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