Buchvorstellung: George Collins – Breaking the Cycle

Nach The Willpower Instinct und The Biology of Desire stelle ich hier mal wieder ein Buch vor. Während die ersten beiden Bücher nichts mit Pornosucht direkt zu tun hatten, sondern eher mit Sucht allgemein (bzw. im Falle von The Willpower Instinct sogar noch allgemeiner), sind wir bei Breaking the Cycle* näher am Thema. Es ist ein Buch mit Strategien für Sex- und Pornosüchtige. Leider wurde auch dieses Buch – wie fast alle zu diesem Thema – nicht auf Deutsch übersetzt. Ich habe es daher im Original gelesen.

Breaking the Cycle von George Collins

George Collins, der Autor des Buches, ist nicht irgendwer. Er hat bei diesem Thema Erfahrung von zwei Seiten. Zum einen ist er selbst ein ehemaliger Sex- und Pornosüchtiger. Er erzählt in diesem Buch auch seine eigene Geschichte, wie z.B. Beziehungen und Ehen aufgrund seiner Probleme scheiterten und von all den Problemen, die er allgemein im Leben hatte. Als er seine Probleme in den Griff bekommen hatte, studierte er Psychologie und arbeitet seitdem als Psychologe, der sich genau auf dieses Thema konzentriert. Er und sein Team arbeiten heute mit Sex- und Pornosüchtigen. Collins schreibt beispielsweise, dass er nur Therapeuten einstellt, die selbst bereits Erfahrung mit dem Thema sammeln mussten, da diese sich besser in die Betroffenen hineinversetzen können.

Breaking the Cycle ist so etwas wie die Buchform einer Therapie mit George Collins oder seinen Kollegen. Er beschreibt darin einige Techniken, die er mit Klienten durchgeht. Grob gesagt beruhen die meisten Techniken auf einer Technik namens AVRT (Addictive Voice Recognition Technique). AVRT wurde von Jack Trimpey entwickelt, dem Gründer von Rational Recovery. Hier wird das Gehirn im Prinzip in zwei Bereiche unterteilt. Einmal der „süchtige“ Teil (der für Triebe usw. zuständig ist) und einmal der rationale Teil. Dieser Teil sind die Frontallappen, die u.a. den präfrontalen Cortex enthalten. Diesen Bereich haben wir bereits Im Artikel zum Thema Was ist Pornosucht? kennengelernt. Trimpey nennt den süchtigen Teil „das Biest“, während George Collins kein großer Freund von dieser Bezeichnung ist. Rational Recovery ist heute übrigens unter dem Namen SMART Recovery bekannt.

Vereinfacht gesagt will das süchtige Gehirn uns dazu überreden, Pornografie zu nutzen. Pornografie in unserem Falle, es ist aber bei allen Drogen oder potentiell schädlichen Verhaltensweise involviert. AVRT wurde ursprünglich für Alkoholiker geschrieben. Ziel ist es, diese Überredungskunst im Voraus zu erkennen und ihr rationale Argumente entgegenzusetzen. Man versucht die süchtige Stimme (daher das AV in AVRT) zu entzaubern und deren Argumente als das zu entlarven, was sie wirklich sind: irrational und schädlich. Ein Beispiel wäre „Ich fühle mich gestresst, also muss ich Pornos schauen, um mich besser zu fühlen“. Selbst wenn man sich danach kurzzeitig wirklich besser fühlen sollte, ist das ein irrationaler Gedanken. Denn der Stress ist oftmals eine Folge des stundenlangen Pornokonsums. Collins stellt in Breaking the Cycle einige Techniken vor, wie diese Entzauberung eingesetzt werden kann.

Aber Collins stellt auch andere kleinere Techniken vor. Hier sei beispielsweise der „Bart Test“ (Beard Test) erwähnt. Dieser funktioniert allerdings weniger, wenn man sich gerade frisch rasiert hat oder eine Frau ist. Hierbei fährt man sich, wenn man den Gedanken hat, etwas Dummes zu tun, mit der Hand über das Gesicht und fühlt Bartstoppeln. Das ist als Erinnerung daran, dass man Erwachsen ist und diese Dinge (z.B. Pornos schauen) daher nicht mehr machen muss. Man hat immer eine Wahl, etwas anderes zu tun. Insgesamt handelt es sich bei Breaking the Cycle um ein wirklich interessantes Buch und man merkt, dass der Autor einiges an Erfahrung mit dem Thema hat. Die Techniken kann man einfach beim Lesen ausprobieren und bei Bedarf in den Alltag integrieren. Mir persönlich hat die AVRT-Technik schon geholfen, besser mit Verlangen umzugehen (Mehr dazu im Artikel Pornosuch Besiegen – Aber wie?).

 

 

* Affiliate-Link

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert