PIED in einer Beziehung vs. als Single

Auf das Thema PIED (Porn Induced Erectile Dysfunction oder durch Pornokonsum erzeugte Erektionsstörungen) bin ich bereits in den Artikeln Was ist PIED? und Was tun bei Erektionsstörungen? eingegangen. Grob gesagt handelt es sich hier um die Unfähigkeit, mit einer Partnerin oder nur mit der eigenen Hand eine Erektion zu bekommen, während das mit Pornografie problemlos möglich ist1.

Allerdings muss hier zwischen zwei Gruppen unterschieden werden. Zum einen Betroffene, die sich in einer Beziehung befinden oder bei denen sich eine Beziehung anbahnt. Zum anderen Singles, die keine Partnerin haben. Auf die Unterschiede zwischen beiden Gruppen will ich in diesem Artikel näher eingehen.

PIED in Beziehung vs. als Single
Icon by Vitaly Gorbachev

PIED in einer Beziehung

Leidet man an PIED, ist eine Erektion mit einer Partnerin nicht oder nur sehr schwer möglich. Es gibt natürlich auch hier verschiedene Stufen. Manche Betroffene können überhaupt keine Erektion mehr bekommen, während es bei anderen noch teilweise möglich ist. Allerdings haben auch diese Erektionsprobleme und können beispielsweise eine Erektion nicht lange halten.

Allein dadurch ist ersichtlich, dass es sich hier um ein ernsthaftes Problem in einer Beziehung handelt. Denn auch wenn Geschlechtsverkehr natürlich nicht alles ist, spielt er doch eine wichtige Rolle in vielen Beziehungen. Wenn man dazu aber gar nicht in der Lage ist, fehlt etwas.

Wichtig ist Offenheit mit der Partnerin

PIED ist oftmals eine recht langwierige Sache und es kann mehrere Monate dauern, bis Besserung eintritt. Natürlich kann man ein paar Mal Notlügen wie Stress, Lustlosigkeit oder Kopfschmerzen anführen, aber auf Dauer wird man damit nicht durchkommen. Daher ist es wichtig, mit der Partnerin offen und ehrlich über das Problem zu reden.

Das ist natürlich alles andere als einfach. Wer gesteht schon gerne seiner Freundin/Frau, dass man jahre- oder jahrzehntelang regelmäßig Pornos geschaut hat? Aber ich sehe hier keine andere Alternative als ein offenes Gespräch. Dabei kann man der Partnerin auch etwas Stoff zum Lesen geben, wie beispielsweise die Artikel auf YourBrainOnPorn oder auch dieser Seite hier. Es ist wichtig für Außenstehende zu wissen, worin genau das Problem liegt.

Wenn man mit der Freundin bzw. Frau keine Erektion bekommen kann, beziehen diese das – verständlicher- aber auch fälschlicherweise – häufig auf sich. Sie denken, dass sie selbst das Problem sind und der Partner sie einfach nicht attraktiv genug findet. Das ist aber ein Trugschluss. Mit der Frau ist alles in Ordnung, es liegt einfach nur am jahrelangen Pornokonsum des Partners. Wenn sie das versteht, wird sie sich auch selbst besser fühlen. Es wäre unfair der Partnerin gegenüber, wenn man sie über die wahren Hintergründe der Probleme im Dunkeln lässt. Und daran kann eine Beziehung auch leicht zerbrechen. Das gilt übrigens auch für eine ganz frische oder eine sich anbahnende Beziehung. Hier sollte man frühzeitig mit offenen Karten spielen. Wobei es natürlich nicht ratsam ist, sich beim ersten Date mit den Worten „Hallo, ich bin Hans und ich habe Probleme zwischen den Beinen“ vorzustellen.

Wie überwindet man PIED in einer Beziehung?

Die gute Nachricht ist, dass die Heilung in einer Beziehung in der Regel leichter und schneller vonstatten geht. Hier können wir uns noch mal das Problem hinter PIED vor Augen führen. Es geht grob gesagt darum, dass das Gehirn sich an die künstliche und unrealistische Parallelwelt namens Internetpornografie gewöhnt hat (siehe Coolidge-Effekt). Die Realität kommt dagegen nicht an, weshalb man zwar mit Pornos keine Erektionsprobleme hat, im echten Leben mit einer Partnerin allerdings schon. Das Problem befindet sich bei PIED eher zwischen den Ohren und weniger zwischen den Beinen.

Dieses Problem überwinden wir dadurch, dass wir das Gehirn wieder an die Realität gewöhnen. Dazu zählt in einem ersten Schritt natürlich das Aufgeben von Pornografie. Im zweiten Schritt zeigen wir dem Gehirn, worauf es wirklich ankommt. Das geht am einfachsten, indem man viel Zeit mit der Partnerin verbringt und körperliche Nähe sucht, ohne dass es zum Geschlechtsverkehr kommen muss. Hierzu zählen Küssen, Kuscheln und einfach nur so Zeit miteinander verbringen.

Auf diese Weise erholt sich das Gehirn schneller. Wenn man merkt, dass man im Alltag wieder Erektionen bekommt, kann man Sex mit der Partnerin versuchen. Wenn es nicht klappt, benötigt man einfach noch etwas mehr Zeit.

Und was ist mit Singles?

Im Prinzip könnte man meinen, dass Singles es einfacher haben, da sie keine Rücksicht auf eine Partnerin nehmen müssen. Wenn man eh keine Freundin hat, ist es ja auch egal, ob man mit der (nicht vorhandenen) Freundin keine Erektion bekommen kann, oder nicht?

So einfach ist es natürlich nicht. Denn nur weil jemand keine Freundin hat, bedeutet das ja nicht, dass diese Person das für immer so belassen will. Und Erektionsprobleme können das Selbstbewusstsein so sehr zerstören, dass man sich zurückzieht und überhaupt nicht mehr versucht, jemanden kennenzulernen. Der Druck kann für Singles ebenfalls sehr hoch sein und sie leiden nicht unbedingt weniger unter diesen Problemen.

Im Abschnitt zu PIED in einer Beziehung habe ich beschrieben, dass es im Prinzip zwei Phasen gibt: 1) Mit PMO aufhören, 2) Sich mit einer Partnerin wieder an die Realität gewöhnen. Phase 2 fällt bei Singles natürlich erst einmal weg, es sei denn man hat eine gute Freundin, die körperliche Nähe sucht. Schritt 1 ist daher für Singles um so wichtiger. Wer im echten Leben wieder eine normale Beziehung führen will, muss vorher den Pornokonsum beenden. Dadurch hat man die Chance zu heilen, bevor es zu einer Beziehung kommt.

Ich würde davon abraten es erzwingen zu wollen, indem man zum Beispiel eine Prostituierte besucht. Ganz abgesehen davon, was man selbst moralisch davon hält, sollte man eine Erektion nicht erzwingen wollen. Wenn man keine Erektion bekommen kann, ist der Körper noch nicht bereit. Wenn man es erzwingen will, kann das negative Konsequenzen haben und den Heilungsprozess verlangsamen.

Lernt man dann eine Frau kennen und hat immer noch Probleme, gilt das, was ich weiter oben geschrieben habe: Offenheit. Natürlich sollte man das Thema PIED wie oben beschrieben nicht beim ersten Date ansprechen, denn das könnte dann doch abschreckend wirken. Aber ab einem bestimmten Zeitpunkt sollte es kein Geheimnis mehr bleiben. Wenn die (potenzielle) Freundin sieht, dass man daran arbeitet und keine Pornos mehr schaut, wird sie einen sicher eher unterstützen, als wenn man einfach damit weitermacht.

Fußnote:

1) Hier sollte allerdings auch darauf hingewiesen werden, dass in manchen Fällen nicht einmal mehr das möglich ist. Es gibt durchaus junge Männer, die durch jahrelangen Pornokonsum solche Schäden davongetragen haben, dass sie nicht einmal mehr mit Pornografie eine Erektion bekommen können. Diese Schäden sind aber ebenfalls nicht endgültig. Aus Erfahrungsberichten weiß ich, dass es auch hier zu einer kompletten Heilung kommen kann, so lange man nur lange genug auf PMO verzichtet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert