Seit mehreren Jahren ist Fear of Missing Out (oftmals abgekürzt mit FOMO) ein Problem, über das immer häufiger gesprochen wird. Vor allem Psychologen sehen dieses Phänomen als ein Problem an, das ernstzunehmende Konsequenzen haben kann.
In diesem Artikel versuche ich zu beschreiben was Fear of Missing Out ist, was dieses Thema auf einem Blog zum Thema Pornosucht zu suchen hat, warum es in der Tat ein Problem ist und was wir dagegen machen können.

Was ist Fear Of Missing Out (FOMO)?
Auf Deutsch könnten wir Fear Of Missing Out übersetzen mit: Angst, etwas zu verpassen. Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Trotzdem ist es natürlich ein interessantes Thema, zu dem einiges gesagt und geschrieben werden kann. Denn es scheint vor allem seit ein paar Jahren ein immer häufigeres Problem zu werden. FOMO hat es sogar bis ins Oxford Dictionary gebracht.
Natürlich haben Menschen auch vor Jahrzehnten und Jahrhunderten schon hin und wieder die Angst verspürt, dass sie etwas verpassen könnten. Wer kennt beispielsweise nicht die folgende Situation: Man sieht eine Frau, die man sehr attraktiv findet, traut sich aber nicht, sie anzusprechen. Hier kommt dann oft eine gewisse Angst auf, dass man dieses Nichtstun später bereuen wird. Wir können Fear Of Missing Out also auch definieren als die Angst, in der Zukunft etwas zu bereuen, was wir heute nicht gemacht haben.
Diese Angst ist also nichts komplett Neues, auch wenn man früher keinen Begriff dafür hatte. Seit etwa 2010 wird aber immer mehr über Fear of Missing Out gesprochen. Auch in der psychologischen Forschung interessiert man sich dafür, welche Ursachen und Folgen FOMO hat.
Soziale Medien haben großen Einfluss
Das Aufkommen von Sozialen Medien hat zu einer regelrechten Explosion dieses Phänomens geführt. Ich selbst bin erst mit etwa Anfang 20 mit Sozialen Medien im heutigen Sinne in Berührung gekommen. Generationen nach meiner sind aber damit aufgewachsen und kommunizieren sehr stark mit solchen Apps und Webseiten.
Soziale Medien und mobiles Internet fördern FOMO, weil wir ständig mitbekommen, was andere machen. Freunde, Bekannte oder auch nur sehr flüchtig Bekannte teilen Bilder aus dem Urlaub, Erfahrungen aus ihrem Leben usw. Dadurch kann das Gefühl entstehen, dass alle anderen ständig Spaß haben und etwas aus ihrem Leben machen, nur wir selbst nicht. Wer diese Gedanken kennt, dem kann ich das Buch The Subtle Art of Not Giving a F*ck von Mark Manson empfehlen. Er beschreibt sehr gut, warum diese Einstellung nur Probleme macht und was stattdessen gute Werte fürs Leben sind.
Das kann dazu führen, dass wir uns immer schlechter fühlen. Die Folge sind Depressionen, Isolation, Einsamkeit, erhöhte Stresslevel und ein mangelndes Selbstwertgefühl. Daher handelt es sich bei FOMO nicht nur um ein kulturelles, sondern auch um ein medizinisches bzw. psychologisches Problem.
Was hat Fear of Missing Out mit Pornos zu tun?
Manche Leser fragen sich jetzt vielleicht, warum ich über dieses Thema auf einem Blog zum Thema Pornosucht schreibe. Die Angst, etwas zu verpassen, ist auch ein großer Faktor, warum einige Porno-Nutzer damit weitermachen, obwohl sie sich der negativen Folgen bewusst sind.
Ich kenne das aus meinem Leben. Ich hatte immer wieder Gedanken wie „Was ist, wenn es neue Filme mit einer meiner Lieblingsdarstellerinnen gibt?“ oder „Wenn jetzt eines der halbnackten Instagram-Models, denen ich besonders gerne gefolgt bin, neue Bilder hochlädt, verpasse ich das alles“. Das hat dann oft dazu geführt, dass ich mir gesagt habe: „Nur mal kurz checken, ob es etwas Neues gibt. Maximal fünf Minuten“. Natürlich ist es dann nie bei den fünf Minuten geblieben, selbst wenn es nichts Neues gab.
Wir könnten also sagen, dass Fear of Missing Out einer der Hauptgründe ist, warum viele Menschen weiterhin Pornos schauen, auch wenn ihnen die Gefahren wie Erektionsstörungen bekannt sind. Diese Angst kann zu Rückfällen auch nach längerer Zeit führen. Denn was könnte man alles verpassen, wenn man einen Monat lang keine Pornos geschaut hat.
Was können wir gegen FOMO machen?
Konzentrieren wir uns zuerst einmal auf den Einfluss auf den Pornokonsum. Diese Angst, dass wir etwas verpassen, ist eigentlich ziemlich irrational. Und bei irrationalen Gedanken helfen oftmals Methoden aus der kognitiven Verhaltenstherapie (engl.: Cognitive Behavioral Therapy). Sehr grob umrissen geht es hier darum (irrationale) Gedanken zu identifizieren, sie zu entkräften und durch rationale Gedanken zu ersetzen, und anders zu handeln, um in der Zukunft andere Ergebnisse zu erzielen.
Ich hatte ja oben bereits geschrieben, dass ich diese Angst, etwas zu verpassen, in Bezug auf Pornos selbst oft hatte. Was mir selbst bei dieser Angst geholfen hat ist folgender Gedanke: Was wäre passiert, wenn ich Pornos bereits vor fünf oder zehn Jahren aufgegeben hätte? Dann hätte ich tausende Bilder und Videos nie gesehen, die ich in dieser Zeit aber gesehen habe. Wäre mein Leben dann in irgendeiner Form schlechter verlaufen?
Die Antwort ist natürlich: Nein, im Gegenteil. Mein Leben wäre nicht schlechter verlaufen, sondern deutlich besser. Ich hätte mir einige Jahre an Depressionen, Selbstzweifeln und Erektionsproblemen sparen können. Wenn wir ehrlich sind, haben all diese Bilder und Videos ja auch an sich keinen Wert. Sie sorgen für einen kurzfristigen Dopaminschub, und danach haben wir noch immer die gleichen Probleme wie vorher. Meistens sogar verstärkt.
Wenn mein Leben also in den letzten fünf Jahre besser verlaufen wäre, wenn ich all diese neuen Bilder und Videos nie gesehen hätte, warum sollte mein Leben dann in den nächsten fünf Jahren schlechter verlaufen, wenn ich die dann neuen Bilder verpasse? Das würde keinen Sinn ergeben. Das Leben wäre auch in den kommenden fünf Jahren deutlich besser ohne Pornokonsum.
Der Autor der Easy Peasy Method hat es ziemlich gut beschrieben. Er schrieb sinngemäß, dass nicht derjenige etwas verpasst, der Pornos aufgibt, sondern derjenige, der sie weiterhin schaut. Er verpasst Gesundheit, Energie, Selbstrespekt oder Freiheit, um nur einige Punkte zu nennen. Dem kann ich mich nur anschließen.
Allgemeine Tipps
Und was ist mit Fear of Missing Out allgemein, also ohne Bezug zu Pornos? Hier gilt das gleiche. Es ist wichtig, die eigenen Gedanken dahinter zu hinterfragen und sich klarzumachen, dass der Grund für die Angst eigentlich eine Illusion ist. Wenn andere Menschen auf Sozialen Medien ihre Urlaubsfotos teilen und von tollen Erlebnissen berichten, ist das nur ein kleiner Ausschnitt ihres Lebens. Sie haben ebenfalls Probleme und Selbstzweifel. Und es ist kein Grund dafür zu denken, dass das eigene Leben schlechter ist. Das oben bereits erwähnte Buch von Mark Manson ist sehr empfehlenswert, um solche Gedanken zu hinterfragen.

Was Soziale Medien und Online-Kommunikation betrifft, kann ein sogenannter Digitaler Detox hilfreich sein. Hierbei verzichtet man einfach für einen vorher festgelegten Zeitraum auf diese Dinge oder beschränkt sich nur auf das Notwendigste (zum Beispiel einmal pro Tag E-Mails checken).
Ich bin im Allgemeinen kein riesiger Freund von einem Digitalen Detox in Bezug auf Pornokonsum, da die Probleme und Gründe für diesen Pornokonsum auch nach einer Woche ohne Internet in der Regel weiterhin vorhanden sind. Aber eine Auszeit vom Internet kann dabei helfen, sich selbst klar darüber zu werden, was wirklich wichtig ist und was nicht. Die Dinge, die nicht wichtig sind, kann man dann dauerhaft streichen oder zumindest zeitlich begrenzen. Beispielsweise mit Pluckeye können wir auch ganz normale Seiten nur für Teile des Tages erlauben. Für Smartphones gibt es ähnliche Apps, mit denen das möglich ist.
Was auch hilft ist, das eigene Leben in einem neuen Licht zu sehen. Hierzu kann es hilfreich sein, täglich drei Dinge aufzuschreiben, für die man dankbar ist. Diese kleine Änderung kann mittel- bis langfristig zu einer ganz neuen Einstellung zum Leben führen und Depressionen stark lindern. Auch kann man sich an Dinge zurückerinnern, die man in der Vergangenheit gut gemacht hat und sich so daran erinnern, dass das eigene Leben keineswegs schlecht ist.
Das Bild, das wir von anderen Menschen aufgrund deren Aktivitäten auf Sozialen Medien haben ist ziemlich verzerrt. Wir sehen wie bereits geschrieben meist nur das Positive und selten das Negative. Statt sich mit diesem Zerrbild zu vergleichen, ist es besser, sich mit sich selbst und dem eigenen Anspruch zu vergleichen. Wenn ich heute an meinen Zielen gearbeitet und vielleicht etwas Gutes gemacht habe, ist das ein Fortschritt. Dann kann es mir egal sein, was der Nachbar von nebenan gemacht hat und ich muss mich nicht damit vergleichen.